Weingut Gälweiler

Mitten im Ort

St. Katharinen im Naheland ist ein kleines Dorf mit ca. 400 Einwohnern. Das selbstvermarktende Weingut Gälweiler produziert hier bereits seit mehreren Generationen Wein. Die Brüder Andreas und Leo Gälweiler wünschten verbesserte Produktionsbedingungen, wollten jedoch ihre kellerwirtschaftliche Arbeit im Ort und nicht in einer Aussiedlung fortsetzen. Die Gelegenheit dazu bot sich, als ein kleinbäuerliches Gehöft in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verkauf anstand. Nach dem Abbruch des baufälligen Gehöfts war Platz, ein neues kellerwirtschaftliches Gebäude  zu bauen und dieses an die bestehenden Gebäude des Weinguts  anzuschließen.

Konzept

Hinter einer hohen, elegant geschwungen Wand aus Ziegelsteinen verbirgt sich das Volumen der Halle. Die Wand fließt - alle Richtungsänderungen sind gerundet ausgeformt – und spannt sich zwischen den anliegenden Bestandsgebäuden auf. Die zur Straße gewandte Ecke ist überhöht, von dort aus fällt die Wand genau wie die Straße sanft ab und fokussiert auf das bestehende Weingut. Der Schwung der Ziegelsteinwand bildet einen Hof, der einen nahezu öffentlichen Charakter hat. Hinter der Halle schließt die auf höherem Geländeniveau liegende Marienkapelle (Baujahr ca. 1835) des Dorfes mit Sakristei an. Der Wunsch der Bauherren mit dem Ort verwurzelt zu bleiben findet hier kraftvollen Ausdruck. Ein raumgroßes Fundament zur Unterfangung der Sakristei (1,8m x 6,1m x 2,7m) nimmt in der Halle Raum ein. Die Halle selbst gliedert sich in die zwei Bereiche, einem Mehrzweckbereich, in dem zur Weinlesezeit  die  Traubenverarbeitung stattfindet,  und der Bereich der Abfüllung mit der stationär aufgebauten Abfüllstraße. Unter einem Teil der Halle liegt ein Barrique-Keller. Erd- wie Untergeschoß wurden mittels Durchbrüche an den Neubau eingebunden. Selbstverständlich verwebt sich der Neubau mit dem Bestandsgebäude. In Kontinuität mit der Vergangenheit hat die Familie Gälweiler ganz ihrer Philosophie folgend weitergebaut. 

Kontext

Eine große Halle mitten im Ort zu bauen, fordert heraus. Die Maßstäblichkeit entspricht sogar nicht der Struktur des Orts, die man zunächst als gewachsene Häufung kleinteiliger Gebäude erfährt. Zudem – besucht man das Weingut Gälweiler – würde man von der kellerwirtschaftlichen Mehrzweckhalle „empfangen“, das eigentliche Weingut liegt versteckt hinter der neuen Halle. Für ein dreiseitig an Bestand anschließendes Gebäude musste eine Konzeption entwickelt werden, die die funktionalen Anforderungen optimal erfüllt, den Maßstäben des Ortes und den Ansprüchen der Bauherren gerecht wurde.